Wir hatten eine Aufgabe: Hühner kaufen gehen. Genauer gesagt zehn Junghühner, die von nun an ihr weiteres Hühnerleben auf den Feldern der Four Trees Farm in Gomes Aires, Portugal, verbringen sollten. Zurück kamen wir mit den zehn bestellten Hühnern und außerdem mit drei unbestellten Enten. Es ging nicht anders. Die Enten haben uns gefunden. Und mit uns ihre Freiheit. Das ist ihre Geschichte.
Jan Hahn und Stephan Euler haben in Gomes Aires, einer winzigen Gemeinde im portugiesischen Inland, ca. zwei Stunden Autofahrt von Lissabon entfernt, ihr eigenes „kleines“ Paradies geschaffen. Auf knappen 20 Hektar Land erstreckt sich ihre Four Trees Farm, ein Conscious Vacation Camp, wie die Zwei es nennen, für alle, die sich nach mehr Natur, Freiraum und Ruhe sehnen. Inmitten atemberaubender Landschaft lässt es sich wunderbar Runterkommen, Nachdenken, Insichgehen und Entschleunigen. Neben Natur pur bieten Jan und Stephan auch allerlei sportliche Betätigungen für den eingerosteten Office-Körper an, die sich bei untergehender Sonne und spektakulärem Blick gleich noch viel besser anfühlen. Weil wir drei Stadtmenschen alles davon dringend gebrauchen konnten, haben wir auf unserer Tour durch Portugal Halt auf dieser traumhaften Farm gemacht.
Ohne Tiere keine Farm
Eine Farm ist aber keine richtige Farm ohne ihre tierischen Mitbewohner. Auf der Four Trees Farm leben gemeinsam mit Jan und Stephan bis dato die bezaubernde junge Hundedame Mia sowie drei wunderschöne Pferde – Tendenz steigend. Jeden Morgen sind wir mit dem Sonnenaufgang aufgestanden, haben die Pferde gefüttert und der Natur beim Aufwachen zugesehen. Die Stille wurde nur durch das Rauschen der Gräser im Wind und hin und wieder ein zufriedenes Schnauben der Pferde, die sich über ihr Frühstück hermachten, unterbrochen. Es hat nicht lange gedauert bis wir uns pudelwohl auf der Farm und inmitten der Tiere gefühlt haben.
Der Farmer’s Market in Castro Verde
Wir haben uns deshalb auch nicht zweimal bitten lassen, als Stephan uns fragte, ob wir ihn an unserem letzten Vormittag zum nahegelegenen Farmer‘s Market in Castro Verde begleiten wollen, um Hühner zu kaufen. Die letzten Wochen hatten die Jungs die Hühner, einen Hahn sowie einen leicht zerrupft daherkommenden Truthahn eines Nachbarn bei sich aufgenommen, während dieser für einige Wochen verreist war. Sowas wie Hühnersitting also (Passenderweise hielt sich der Truthahn ebenfalls für ein Huhn.). Dabei sollte es aber nicht bleiben. Die Beiden wollten eigene Hühner auf ihrer Farm und so fuhren wir los zum ersten Hühnerkauf unseres Lebens. Dass wir dabei auch noch drei kleinen Entchen die Freiheit schenken und zu Entenpaten werden würden, haben wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht geahnt.
Der kleinste Hund der Welt
Auf dem Markt angekommen, waren wir erstmal überrascht von der Vielfalt der angebotenen Waren. Eigentlich konnte man alles dort bekommen. Neben den Hühnern, für die wir gekommen waren, gab es zahlreiche andere Tierchen wie Hasen, Vögel und eben kleine Babyenten zu kaufen. Außerdem frische Lebensmittel, alles für den Garten und das eigene Gemüsebeet und Haushaltswaren aller Art. Der vielleicht süßeste, aber mit Sicherheit kleinste Hundewelpe der Welt, der uns auf dem Markt vor die Füße lief, war leider unverkäuflich. Er gehörte einem der Standbesitzer.
Ein Hühnerkauf mit Folgen
Nachdem wir einmal über den Markt geschlendert waren, suchten wir uns den Stand raus, der unserer Meinung nach die gesündesten und hübschesten Hühner anbot. Während Stephan sich noch kurz beim Stand nebenan zu Setzlingen für Limetten- und Mangobäume informierte, standen wir vor den (leider nicht sehr geräumigen) Käfigen mit den Hühnern und Enten. Etwas komisch und nicht ganz richtig fühlte es sich für uns schon an, die Tiere auf so engem Raum zu sehen. Allzu lange hatten wir allerdings nicht Zeit darüber zu sinnieren, denn ein Entchen fiel uns besonders auf. Es war das kleinste, hatte aber scheinbar den größten Freiheitsdrang und versuchte sich, durch die Gitterstäbe ins Freie zu kämpfen. Nachdem der erste Versuch scheiterte, flutschte sie bereits beim nächsten Anlauf durch die Stäbe und plumpste uns buchstäblich vor die Füße. Ohne Furcht und mit großer Bestimmtheit watschelte sie los in Richtung Freiheit. Da sich niemand anderes für den kleinen Ausbrecher zu interessieren schien und die Verkäuferin gerade anderen Kunden zugewandt war, fingen wir die kleine Abenteurerin ein. Einmal auf dem Arm war uns klar: Diese kleine Freiheitskämpferin lassen wir nicht wieder zurück in den Käfig. Glücklicherweise hatte die Verkäuferin unsere Erklärungsversuche auf Englisch, weshalb wir jetzt eine ihrer Enten auf dem Arm halten, ohnehin nicht verstanden und listete uns wiederholt die Preise für die Enten auf Portugiesisch auf; und gottseidank war auch Stephan der Auffassung, dass der See auf ihrer Farm unbedingt noch ein paar Bewohner mehr gebrauchen könne. Wir entschieden uns, für die Kleine noch zwei weitere Kumpanen dazu zu nehmen.
Und so kam es, dass wir mit zehn Hühnern, drei Enten und vier glücklichen Herzen zurückkehrten zur Farm. Die Enten heißen übrigens Julia, Jenny und Felix. Sie leben ab sofort ein freies und glückliches Entenleben auf der Four Trees Farm in Portugal.